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An der RSGOH waren die Smombies los

Gebührende Theaterpremiere auf großer Bühne

Nach einem Schuljahr Vorbereitung war es endlich so weit: Die neu gegründete Theater-AG präsentierte am Donnerstag, den 13. Juli ihr erstes Stück „Smombies“ von Volker Zill – und das gleich auf der großen Bühne in der Doppelturnhalle der Realschule Großostheim. Nicht nur die Größe der Bühne stellte für die Schülerinnen und Schüler, unter denen sich viele Schauspielneulinge befanden, eine Herausforderung dar, sondern auch der Umfang des Stückes: Mit 70 Minuten Spiellänge und 11 Szenen gab es einiges an Text und Abläufen zu lernen.

Das Stück behandelte die allseitbekannte Thematik der Abhängigkeit zu Smartphones, sozialen Medien und Computerspielen und wie sich Jugendliche heute davon einnehmen lassen, teilweise ohne sich dessen bewusst zu sein. Im schlimmsten Falle werden sie zu „Smartphone Zombies“ – kurz: „Smombies“.

Um die damit verbundene Mediensucht zu behandeln, wurden 7 Jugendliche von ihren Eltern und der Schule in die Therapieeinrichtung „Haus Offline“ geschickt, wo sie von ihren motivierten Therapeutinnen und Therapeuten als „M&Ms“ (mediensüchtige Minderjährige) in Empfang genommen wurden. Dabei handelte es sich um die immer leicht angespannte Leitung Frau Dr. Karnikehl, gespielt von Lea Pasternak, die strenge Frau Dr. Nodani, verkörpert durch Amelie Bachmann und den verständnisvollen Herr Henschel-Diehl – auch „HenDi“ genannt –, dessen gespielte Freundlichkeit von Tim Kolbert äußerst authentisch umgesetzt wurde. 

Vor allem durch die Einzelgespräche, die in der ersten Hälfte des Stückes stattfanden, erfuhr das Publikum mehr über die privaten Hintergründe und medialen Vorlieben der Jugendlichen. Anania, gespielt von Merle Christiansmeier, gewinnt ihr Selbstvertrauen durch Videos und Likes auf TikTok, womit sie sich in der Therapiegruppe jedoch nicht immer Freunde machte. Leonie Wolz, die die Rolle der Angelina spielte und ihr Smartphone liebevoll „Ernie“ taufte, schien vorläufig die Vernünftigste der Jugendlichen zu sein. Die schrille Fiona, verkörpert durch Clarissa Schnyol, ist so süchtig nach Handyspielen, dass ihr es nicht mal auffiel, wenn sie gerade ihr Gerät benutzt hatte. Olivia Syndikus spielte die 15-jährige Jacky, die den Glauben an sich selbst wieder finden muss und ihre Kraft nur aus Musik und Stars auf Social Media schöpft. Die fast noch kindliche Laura, gespielt von Mia Braun, wurde verantwortlich für einen Verkehrsunfall, weil sie sich lieber mit ihrem Handy als mit der Straße beschäftigte. Ihrer Schuld wurde sie sich allerdings nur langsam bewusst. Außerdem stand Sophie Reus als nach Animes süchtige Lucy-Marie auf der Bühne, die zwar jeden Wunsch von ihren reichen Eltern finanziert bekommt, sich insgeheim aber mehr Aufmerksamkeit von ihnen wünscht. Zuletzt gab es noch die 16-jährige Schulabbrecherin Shindy, eigentlich Helga-Ute Schindler, gespielt von Katharina Janczynski, die ihre Abneigung gegen die Therapiemaßnahme am wenigsten verstecken konnte, da Computerspielen ihr als wichtigere Angelegenheit erschien.

In der zweiten Hälfte wurde die Geduld der Jugendlichen intensiv auf die Probe gestellt, weil durch einen angeblichen Defekt der elektronischen Schließanlage sie für das ganze Wochenende in ihrem Therapieraum eingeschlossen wurden. Blöderweise ohne ihre Handys, die Frau Dr. Nodani zuvor mit in ihr Büro genommen hatte und mittlerweile ihr freies Wochenende genoss. Mit schauspielerischem Talent konnten die Schülerinnen und Schüler die zunehmende Verzweiflung der Jugendlichen überzeugend darstellen, die sich allerdings im weiteren Verlauf der Handlung zu Kreativität wandelte und ganz plötzlich ein Turnier im Topfschlagen auf der Bühne stattfand. Bevor noch vollständige Resignation aufkommen konnte, realisierten die sieben Jugendlichen, wie wertvoll es auch sein kann, Zeit ohne digitale Geräte zu verbringen und der Plan der Therapeutinnen und Therapeuten, die natürlich alles genau so geplant hatten, ging auf. Ein Happy End, das vor allem nochmal durch den am Ende projizierten WhatsApp-Chat deutlich wurde, in dem unter anderem Shindy schrieb, dass er wieder zu Schule gehe und Angelina gar nicht reagierte, denn sie ist nur noch montags, mittwochs und freitags von 18 bis 20 Uhr online.

Mit einem einfachen, aber durchaus stimmigen und farbenfrohen Bühnenbild stellte dieses häufig einen passenden Kontrast zur durchaus aufgeheizten und genervten Stimmung der jugendlichen Figuren dar. Diverse Toneffekte und Hintergrundmusik, die teilweise auch eine Referenz auf aktuelle Trends in den sozialen Medien herstellten, machten das Stück zu einem abwechslungsreichen und zeitgemäßen Theatererlebnis. 

Insgesamt handelte es sich bei „Smombies“ um eine kurzweiligen und lustigen Theaterabend mit großem schauspielerischem Talent, was auch das Publikum durch die vielen lauten Lacher und Beifall zwischen den Szenen rückmeldete. Der neuen Theater-AG der Realschule Großostheim wurde somit eine gebührende Premiere beschert, sodass der Motivation für zukünftige Theaterprojekte nichts mehr im Wege steht.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler (v. l. n. r.): Sophie Reus, Amelie Bachmannn, Katharina Janczynski, Olivia Syndikus, Leonie Wolz, Tim Kolbert, Merle Christiansmeier, Lea Pasternak, Clarissa Schynol und Mia Braun.